BSI veröffentlicht Studie zu Manipulationsmöglichkeiten von Hardware in verteilten Fertigungsprozessen
Datum 04.06.2024
Die IHP GmbH hat im Auftrag des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Studie „Prüfung von Manipulationsmöglichkeiten von Hardware in verteilten Fertigungsprozessen (PANDA)“ erstellt. Diese Studie betrachtet die Einflussmöglichkeiten von Angreifern innerhalb der Fertigungskette von komplexen IT-Systemen. Die Veröffentlichung beschreibt die einzelnen Schritte von der initialen Idee bis zum fertigen Produkt. Darauf aufbauend werden mögliche Schwachstellen in der Kette aufgezeigt sowie ausgewählte Angriffsszenarien skizziert. Eine Bewertung von Präventions- und Detektionsmöglichkeiten erfolgt nicht nur auf Basis einer Literaturrecherche, sondern auch anhand eigens durchgeführter Experimente. Die Studienergebnisse zeigen, dass solche Manipulationen in jeder Phase der Fertigung mit teilweise relativ geringem Aufwand möglich sind. Die Detektion hingegen kann sehr anspruchsvoll sein.
Das Ziel der Studie ist, der IT-Fachcommunity bzw. IT-Herstellern und -Dienstleistern eine Einschätzung der Bedrohungslage durch sogenannte "Hardware-Trojaner" zu geben, welche z.B. nach Presseberichten von Bloomberg mutmaßlich in Server-Mainboards implantiert wurden.
Die Entwicklung und Fertigung komplexer IT-Systeme wird heutzutage oft nicht mehr von einem einzelnen Hersteller durchgeführt, der alle Design- und Produktionsschritte selbst umsetzt und kontrolliert. Diese Arbeitsteilung hat eindeutige Vorteile, wie etwa eine kürzere Zeit bis zur Markteinführung der Produkte, geringere Kosten sowie die Bündelung von Kompetenzen und Werkzeugen in speziellen Aufgabenbereichen. Allerdings birgt diese Aufteilung auch das Risiko von unerwünschten Änderungen an dem ursprünglichen Design, was bei sicherheitsrelevanten Produkten z. B. zum Verlust von vertraulichen Daten führen kann.
Solche Manipulationen, auch als „Hardware-Trojaner“ bezeichnet, können in fast allen Entwicklungs- und Produktionsschritten implementiert werden. Die Studie analysiert das Risikopotential hierfür nicht nur mittels einer Literaturbetrachtung, sondern auch aufgrund praktischer Erfahrungen in der Chipherstellung.